Manchmal dauert ein Weg
ein Leben lang

Vom Gulag nach Berlin

Lena Kelm

248 Seiten, Edition Dorante, 2014

Leseprobe

Lena Kelm erzählt vom Schicksal ihrer Familie, der Auswanderung ihrer deutschen Vorfahren aus Gebieten großer wirtschaftlicher Not Ende des 19. Jahrhunderts ins zaristische Russland, nach Wolhynien. Als Kolonisten lebten sie friedlich bis zu Beginn des Ersten Weltkrieges mit Russen und anderen Ethnien zusammen. Sie berichtet vom Abbau von Rechten, dem Verlust von Eigentum, von Trennung und Zwangsumsiedlung. Ihr Vater wird in ein Zwangsarbeiterlager in Sibirien eingezogen. Danach, die Familie lebt wieder zusammen, verschleppt man sie in den Nordosten Kasachstans ohne das Recht auf Rückkehr. Sie müssen sich den Zwängen der Kommandantur beugen. Lena Kelm, in Kasachstan geboren, wuchs mit der deutschen Sprache und Kultur auf. Die Sprache ist ihr eine Heimat. Mit Empathie beschreibt sie die glückliche Ehe ihrer Eltern, den Zusammenhalt durch traditionelle Werte. Sie studiert Germanistik, heiratet, bringt Zwillinge zur Welt, arbeitet als Lehrerin und Schuldirektorin. Ihr Deutschsein fühlt sie als Anderssein. Mehrfach reist sie in die DDR, lernt ihre Angehörigen kennen, wagt Anfang der 90er Jahre den Neuanfang in Deutschland. Hier erfährt sie dramatische Wahrheiten, Hintergründe, von denen sie in Russland nichts ahnte. Sie ist ein Kind des Gulag, wuchs im militärischen Sperrgebiet von Baikonur auf, nahe dem Weltraumstartplatz und dem Atomwaffentestgelände. Ihre Familiengeschichte ist eng mit der Zeitgeschichte verknüpft. Lena Kelm lässt den Leser an ihren Erinnerungen teilhaben, ohne Bitterkeit schaut sie zurück.





Lena Kelm, geboren 1949 in Kasachstan als Kind zwangsumgesiedelter Russlanddeutscher, lebt seit 1993 in Deutschland. Von ihr erschienen Kurzgeschichten im Engelsdorfer Verlag Leipzig.

Kontakt: lena-kelm@web.de