Leseprobe
Hanne
Strack, lyrik leiselaut
katwarn *
sag keiner
wir hätten`s nicht gewusst
wie aus Sprüchen Taten werden
jede Wirtshausprügelei ist die Blaupause
sag keiner
wir hätten`s nicht gesehen
vernetzt mit der ganzen Welt
die Fernsehbilder ständig vor Augen
sagt alle mal
sind wir noch zu retten
in unserer eigenen Wort- und Tatenlosigkeit
katwarn
*Katastrophenwarn-App
Vater
möchte dich so gerne
fragen
nach deinem Leben
der Zeit im Krieg
und der danach
zu spät
die Antworten mit dir
gegangen
warum nur
habe ich sie nicht früher gestellt
warum nur
nicht hingehört
als du versucht hast
sie ungestellt zu beantworten
Nachtgeister
zu nächtlicher Stunde
lauernd in dunklem Gebüsch
zum Sprung bereit
auf mühsam erbautes Tagesgerüst
schwarze Nacht
zerrissen
von klirrend weißem Geflatter
beim ersten Hahnenschrei
Kontraste verwischt
im milden Tagesgrau
angebrochene Streben
noch tauglich
zum Besteigen
es gilt
festhalten
bis sie wiederkommen
die
Nachtgeister
ein fedrig weißer Tag
an dem das Blau des Himmels
mit dem Grau des Flusses
harmoniert
fedrig weiß
das Empfinden der Leichtigkeit
in den Gesprächen
und den Blicken ins Tal
ü
ber die Höhen hinweg
nur eins
Freude
lass gut sein
kennst du auch dieses
könntgradkotzen-Gefühl
wenn alle Welt sich querstellt
und es Bäume vom Himmel regnet
ruhig bleiben
abwarten
Tee trinken
ausatmen
scheißderhunddrauf
könntnochschlimmersein
alles wird gut
und schönen Tach auch
monatelang
verschlossen
das Schatzkästlein
der Worte
doch dann
plötzlich
wie von unsichtbarer Hand
öffnet es sich
gibt sie frei
die herausschlüpfenden
Worte
Federn gleich
fliegen sie
in die Wolken
der Gedankenwelten
fügen sich zusammen
nehmen Farbe an
in einem Gemälde
aus Sprache
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