Leseprobe:

Heike Wiezorek


Trotzdem

Der alte Mann, der Nikolaus,
sah in Berlin nicht fröhlich aus.
Die Politik verschob sich grad,
die Rebellion blieb klein und fad.

Wahlversprechen tauchen unter – Hackfleischtheorie winkt munter,
endet in dem „falschen Hasen“ – Scheinmanöver lassen rasen.

Der Nikolaus schrieb sehr empört - an die Regierung, was ihn stört:

„Eure Kinder lassen hoffen, ihr jedoch macht mich betroffen.
Sehe eure Winkelzüge, sehe manche dicke Lüge.
Werde euch die Rute schenken – auch für kleinkariertes Denken.“

Tage danach konnte man sehn: Nichts war geschehn.



Geräuschkulisse

Sie verspürt ein Wohlbehagen,
sitzend in dem Großraumwagen,
döst dort glücklich vor sich hin:
„Gleich ich bei dem Liebsten bin.“

Bis ein Handy sehr laut schrillt,
eine Männerstimme brüllt:
„Liebes Schätzchen, bin gleich da,
hast du auch das Essen klar?“
Hinter ihr ertönt Geschrei
„Ich mag ihn, was ist dabei?“

Da hat’s mächtig grad gekracht,
weiter vorne jemand lacht.
Und zwei Kinder prügeln sich,
ihr Geheul klingt fürchterlich.
„Stimmung“, ruft ein junger Mann,
schaltet laut sein Radio an.

Sie hält sich die Ohren zu,
will nur endlich ihre Ruh.
Müde fällt ihr Blick hinaus,
gleich ist’s mit der Ruhe aus.
Hat ihr Reiseziel verpasst,
wie sie diese Meute hasst.

Später kommt ihr der Entschluss,
was sie neu bedenken muss:
„Meide stets den Großraumwagen,
denn dort lauern Menschenplagen.“



So ist es, Limerick


Es kämpfte ein Mann einst in Essen,
er war vom Mandat wie besessen.
Er gewann auch die Wahl,
sein Problem wuchs fatal:
Den Wähler, den hat er vergessen.



Sommer, wo bist du geblieben?

Deine Wärme strahlt nicht mehr.
Deine Blumen sind verblüht.
Deine Düfte längst versprüht.
Schwalbennester bleiben leer.

Stürme haben dich vertrieben,
Sommerträume sind geblieben.