1. Preis
Lothar Schuh
Vom Gewicht des Schweigens
Der Stein, der Wurm,
Die Wolk‘,
Die grob zerfetzt im Sturm,
Der Baum, der Hut,
Der Feind der mir verhaßt,
In Wut.
Atome seid ihr allesamt,
Geliebt, verdammt,
Unendlich klein,
Nur Raum, der leer,
Nicht mehr
Anders schau‘ ich nun herum,
Frag‘ mich stumm,
Woraus der Stoff, aus dem ein Blick?
Zeig‘ mir davon ein Stück.
Woraus ist ein Fingerzeig,
Was wiegt es,
Wenn ich schweig?
Kann etwas ich versteh‘n
Was Augen niemals sehn?
Ich werd‘ es akzeptieren,
Ohne Fragen zu verlieren.
2. Preis
Klaus-Dieter Mund
Durchblick unbezahlbar
Die Brille, das weiß jedermann
braucht der, der nicht gut sehen kann.
Ob in die Ferne , in die Näh`
der Durchblick ohne ist passe`!
Brillenlos sieht er verschwommen,
was ihm inzwischen weggenommen.
Der kleine Mann mit wenig Geld
von einem Loch ins andere fällt.
Pendlerpauschale, Zahnersatz,
verlieren ihren wicht´gen Platz
in der Planung des Budgets:
Leerer wird das Portemonnaie.
Beim Doktor zahlt er Eintrittsgeld,
Zuzahlung in die Höhe schnellt,
gesenkt wird nochmals Freibetrag,
so kommt er um den Sparertrag.
10 Euro hier, 10 Euro dort
sein bisschen Geld rinnt zügig fort.
Selbst mit Brille wär´ es schwer
Den Rest zu zählen hinterher,
was ihm noch bleibt vom Arbeitslohn.
Das Arbeitsamt verschärft den Ton:
Professor soll jetzt Straße kehren,
sonst soll er sich zum Deubel scheren!
Sozialer Raubbau ohne gleichen!
Ins Fäustchen lachen sich die Reichen:
Die Politik hat funktioniert –
die Kleinen werden ruiniert,
und ohne Brille blind gemacht.
Das ganze ist doch gut durchdacht.
Getreu dem Spruch „Was ich nicht weiß“ –
so heißt das doch - „ macht mich nicht heiß!“
Und die Moral von der Geschicht:
Der Arme sieht die Reichen nicht!
Dazu müsst er ´ne Brille haben,
die kann er aber nicht bezahlen.
3. Preis
Marina Roth
Verlorene Welt
Welten,
Ohne Frieden,
Ohne Verständnis,
Ohne Zeit,
Füreinander,
Für sich.
Gestalten,
Ohne Lachen,
Ohne Mitleid,
Ohne Herz,
Für andere,
Für sich,
In sich.
Schatten,
Ohne Leben,
Ohne Hoffnung,
Ohne Rettung,
Für einander,
Für sich,
Für die Welt,
Die auseinanderbricht.
4. Preis
Elisabeth Blöcker
Elbufer abends
[...]
5. Preis
Annabella Akçal
neubeginn
eisenbahnen gleisen
gleitend weite wege
beugen seitlich sich
entlang des eisens
bis sie an den
ort gelangen
wo ich aussteige
endlich unbefangen
in meinem gepäck
eine handvoll vergangenheit du
eisenbahnen gleisen
gleitend weite wege
und ich will dich nicht mehr wissen
nur köln am dom zählt noch
eisen bahnen
meine lebenswege
und ich träume
hier zu bleiben
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