1.Preis

Dörte Herrmann

er schrieb…

mich in den Sand
den schwarzen den feinen groben
den kieseligen kalkigen
muscheldurchsetzten

er schrieb mich in den Sand
auf dem wir gingen handverwoben
mit leergewehten Köpfen und Augen
die quer durch die Zeit sahen
in den Sand in dem wir lagen
mit Häuten aus Licht
durchsichtig wie das Wasser

er schrieb mit Fingern
durch die der Sand gerieselt war
und er war wütend darüber und schrieb
und aus den Haaren rieselte der Sand
und zwischen den Schenkeln
klebt er noch immer

Dörte Herrmann

Schneeschlacht

Weiß über Schnee
mit Krähenfüßen
im Gesicht
durchqueren wir Winter
Die Nächte schlimm,
die Tage schlimmer.

Wer sich umdreht oder lacht
kriegt die Hucke vollgekracht
wird von Händen umarmt
an der Kehle

Lautmalerei
im Schnee so rot wie Blut
tropft und gefriert zur Kette
endenlos

Schwarzen Auges
scheu geklappt
durchqueren wir Tage
Die Winter schlimm,
die Nächte schlimmer

2.Preis

Marco Kriescher

Bequemlichkeit

Man merkt es heut zu jeder Zeit,
gefragt ist die Bequemlichkeit.
So ist und bleibt auch immer Thema:
» Wie mache ich´s mir noch bequemer? «

Natürlich ist ein Auto Pflicht,
denn stets zu Fuß gehen mag man nicht,
und auch beim Zweirad, da denkt man,
ist´s schöner, wenn ein Motor dran.

Computer sind jetzt sehr im Trend,
für jeden, der es noch nicht kennt,
da kann man ganz bequem im Sitzen
das Internet zum Shoppen nützen.

Und auch der Kirchengang fällt aus,
da bleibt man besser doch zuhaus,
beim Gottesdienst auf ARD
schont man zudem das Portemonnaie.

Wenn einen mal der Hunger quält,
jedoch die Lust zum Kochen fehlt,
dann braucht man für ´nen Happenpappen
sich nur die Bringdienstkarte schnappen.

Es macht sich die Bequemlichkeit
in jedem von uns langsam breit,
so zieht man´s bald stets vor zu ruhn,
anstatt noch Dinge selbst zu tun.

.

3.Preis

Wolfgang Wurm

Flexibel

Flexibel: Ver-
Biegsam
Kratzfuß und
Buckel
Die Schlüssel-
Kompetenzen
Zur Zukunft
Störfaktor
Menschliche Arbeits-
Kraft Sand im
Getriebe des
Aufschwungs
Risiko für die
Konjunktur
Unbe-
Rechenbar zudem
Anfällig gegen
Krankheit, ent-
Schuldigen Sie
Ich bin mir meiner
Unzu-
Länglichkeit bewusst
Darf ich
Mich dennoch
Begrenzte Zeit
In Ihren Diensten
Unter Tarif
Selbst-
Verständlich
Auf zwei
Nicht wieder zu be-
Setzenden Stellen
Erschöpfen
Es ist mir Ehre
Auch bin ich mobil
Gehalt gern am Monats-
Ende
Lohnneben-
Kosten minimiern
Die Pille im
Portemonnaie
Kein Grund zur Be-
Sorgnis
So ein Drauf-
Gänger
Wird nicht zu alt

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