Die Gewinnergedichte des "Lyrikwettbewerbes Elemente"



6. Preis

Anke Ames

Gebet

Ich verehre das Wilde Wasser, die
pulsierende, kreisende Erde.

Ich verehre die Luft,
die in mich ein- und ausströmt,

das Feuer, das in meinen Adern
pulsiert

Ich verehre die Große Natur
Steine, Pflanzen und Tiere
Himmel und Sterne

Die tiefste Buddhanatur
Des Universums.

Möge die Energie strömen
Fallen, fließen
Durch meinen Körper
In den Tanz
In die Musik

Golden
Von Mensch zu Mensch
Spiraltanz
Hoch oben
Verwurzelt in der Erde
Kanäle entspringen
Gerinnen zu Münzen,
die wir geben
von Mensch zu Mensch.

Möge ich die Schönheit erkennen.
Schönheit wird mich begleiten.


7. Preis

Angelika Zöllner

manchmal -
am meer

manchmal erwandere ich
sie mir neu
die wasserlinien
die sprechende flut
dieses urwirklichen liedergefildes

meer-stimmen
ach ich vergaß fast
die in den bäumen aufgehängten
flötentongesänge der
silberkronenwellen

der wind flog sie dorthin
zephirleichtsinnig
manchmal auch sturmgebogen
wassertanz-allegretto
ein märchenherz
zauberfest an den blättern

die augenklänge der schaummelodien
suche ich neu
den geruch von traumverlorenem und
gläsernem glück

folge dem lichtspiel
dem abend- und morgenversprechen

da berühr ich für lange
zwischen ende und anfang
ein neues lied.


8. Preis

Angelica Seithe

Schneesturm

Vom Feld raucht Schnee auf
Es stäubt von den Dächern -
Dein grimmiges Herz in der Luft

Weiße Böe
kriecht auf der Böschung
Schneewiesel laufen und
lösen sich auf
immer aufs Neue

Gedanken an deinen
eisigen Zorn


9. Preis

Ellen Althainz

Hinterm Mond im Wattenmeer

Ein herrenloser Nachmittag
hier hinterm Mond, im Wattenmeer.
Salziger Nebel umhüllt die Stille.
Das Meer entspannt seine Muskeln.
Wäre ich Stein, ich würde erweichen.
Wäre ich Fisch, ich würde die Kiemen weit öffnen.
Bin süchtig nach watteweicher Zeit.
An diesem herrenlosen Nachmittag
hier hinterm Mond, im Wattenmeer.


10. Preis

Claudia Cewille

Schnee

In der Nacht
fiel Schnee.

Dämpfte das Weinen der Kinder.
kühlte die Hitze der Zornigen.
Die Eiligen, Flüchtigen
hielten inne.
Böse Absichten versanken
im Nichts.
Weiße Flügel
ü ber der Stadt,
in der gar die Schatten
für eine weile still standen.
Und alles Dunkel
den Atem an hielt.

In der Nacht
fiel Schnee,

während wir einander liebten.